Die Legende
von
Cornbrant ap Midbar



PROLOG

Das Wappen von Midbar

Der Kleinerbe

Isostar ap Linth

Der Großfürst

Dolomit tren Keer

Caradurs Feuergang

Brinnentrutz

Stiftenbrants Tod

Das Banner von Turgenien

Die Glatte Ebene

Arynmon

Auf "Großer Fahrt"

Lure Ogertod

Operation Wildschwein




Index

Stammbaum

Zeittafeln



"Die Legende von Cornbrant ap Midbar" und die darin geschilderten fiktiven Personen, Orte und Begebenheiten sind mein geistiges Eigentum, sofern es sich dabei nicht um Begriffe aus dem kollektiven Unterbewusstsein der Menschheit, ihrem reichen Kulturschatz oder gar der Unterhaltungsindustrie handelt. Besonders auf solche letzterer Provenienz erhebe ich selbstredend keinerlei Ansprüche, gell?

Hamburg, 2008

 
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  Cornbrant ap Midbar

Prolog – Worin eine schaurige Unthat geschildert wird

Cornbrant ap MidbarVor vielen vielen Jahren, verhüllt nun von den dichten Nebeln der Vergangenheit, da stand in einer öden Wüstenei eine mächtige Festung, gefügt aus schwarzem Marmor und kaltem Stahl, gewaltig und unbezwingbar, als sei sie aus dem ewigen Gebein der Erde selbst herausgemeißelt. Hinter diesen unbezwingbaren und gewaltigen Mauern saß der alte Almadaar, seines Zeichens Magier und Hexenmeister, Statthalter des Bösen und Herr der Schatten. Dieser hatte nebst Totenbeschwörung, Astromantie und Schreckenszauber ein weiteres, etwas ungewöhnliches Hobby: er sammelte Menschen, die er – in immerwährende Zauberstarre versetzt und mit prächtigen Etiketten betreffs Alter und Herkunft versehen – in seine Anthropothek einsortierte.
Daselbst zu sitzen, im Schaukelstuhl vor dem behaglichen Kaminfeuer, die mit Bilsen wohlgestopfte Pfeife in der Hand, das war ihm das Liebste an langen Winterabenden. Auch pflegte er die langen Regalreihen seiner Sammlung abzuschreiten, betrachtete hier einen Grafen von Helsingfors, da eine kambrische Inselherrin, und sann über den Lauf der Welt.
Um aber seiner Sammel-Leidenschaft frönen zu können, standen Almadaar gar mächtige Diener zu Gebote, als da wären: Ancalagon der Schwarze  vom Geschlecht der alten Drachen, Nosferatu, Fürst der Nacht aus dem Samen Belials, und Lord Fenris , Herzog der Warge und Sohn des Toten Mondes, um grade mal nur die wichtigsten zu nennen.

Von Almadaars Sitz, der Schwarzen Zitadelle, durch einige wüste Ödeneien, karge Heiden, sumpfige Wälder, reißende Ströme und unüberwindliche Gebirge getrennt lag das Land Abregon, bewohnt von glücklichen Schafen und frohen Menschen unter ihrer Königin Rudhward. Die Königin hatte – wie damals üblich – zwei Kinder , Helgward die Holde und Rudhgard den Ranken. Diese liebten einander sehr, und man sah sie oft beisammen. Nicht mehr fern war der Tag, an dem Helgward ihrer Mutter in der Herrschaft über Abregon folgen würde, denn so wollte es das Gesetz. Und es ging der Ruf, daß soviel Kraft und Anmut nicht mehr gesehen worden sei seit Ringwards Zeiten.
Niemand wußte das besser als der Jüngling Rudhgard. Voller Stolz blickte er zu seiner Schwester auf, denn er war kleiner als sie, und nichts ersehnte er mehr als den Tag, an dem er vor ihr den Lehenseid würde ablegen dürfen. So standen die Dinge in Abregon, und die Sonne schien warm auf dieses gesegnete Land.

Natürlich kam es, wie es kommen mußte, und es wird wohl ein besonders schöner Tag im Mai gewesen sein: der Himmel blau, die Lüfte lau, muntere Rauchkringel aus den feingemauerten Schornsteinen der sauberen, strohgedeckten Hütten, irgendwoher das Klingklong der Schmiedehämmer, das Bimmeln von Glocken; hier das geschäftige Gesinde, dort das lustige Landvolk, das Gänse, Schafe, Schweine über die schmale Brücke treibt. Und dann, ganz plötzlich, ist er da: Almadaar der Ekle, der auf seinem Drachen durch die Lüfte reitet und Rudhgard just in dem Moment erspäht, als dieser unter den stolzen Mauern von Wardburg eine Hymne komponiert.
Was ist der Habicht, der Adler gar? Die mächtigen Schwingen Ancalagons verdunkeln den Himmel, peitschen die Luft, schwarzer Rauch quillt aus seinem Rachen, sein Brüllen ist wie Donner, sein Prankenhieb wie Heeresmacht. Menschen schreien, Kessel kippen, Hütten stürzen brennend in sich zusammen, in panischem Entsetzen laufen Gänse, Schafe, Schweine durcheinander. Alles rennt, rettet, flüchtet, und es herrschen Dunkelheit, Tod und Verderben.
Dies zu sehen gefällt Almadaar dem Bösen, und er lacht. Dann ergreift er Rudhgard mitsamt Harfe und lässt die Stätte seiner Untat unter sich zurück.

O Graus! Da waren Heulen und Zähneklappern im Reiche Rudhwardens, und tiefe Verzweiflung bemächtigte sich aller. Denn schnell waren die Kessel wieder aufgestellt, die Hütten neu gebaut und Gänse, Schafe, Schweine zusammengetrieben. Aber verloren war Rudhgard der Ranke, Jungritter von Abregon. Und mehr als alle anderen, mehr als selbst die unglückliche Mutter, trauerte Helgward die Holde.up
Aber nicht sehr lange.